Levi: "Die Kosten für Lilien schießen in die Höhe. Trotzdem sehe ich Chancen."

Aufgrund der Krise auf dem Energiemarkt ist unsere Arbeit als Lilienzüchter stark in Bewegung geraten. Ein großer Teil unseres Selbstkostenpreises ist nämlich an die Energiepreise gebunden. Die Produktionskosten für unsere Lilien schießen durch die Decke, manchmal bis zum 10-fachen des normalen Preises. Zum Glück haben wir eine langfristige Strategie und langfristige Energieverträge. Im Moment ist das gut. Man könnte sagen, wir haben Glück. Aber was ist in ein paar Monaten? Auch auf lange Sicht müssen Lilien bezahlbar bleiben und produziert werden.

Was wir uns seit Jahren wünschen, kommt nun endlich in Gang: langfristige Vereinbarungen mit unseren Exporteuren über feste Abnahmemengen ihrer Blumen. Diese Verträge geben uns Liefersicherheit. Auch weiter unten in der Kette, beim Blumenhändler, sorgt dies für Ruhe.

Normalerweise wechseln wir kurzfristig, denn Blumen sind immer vorrätig. Morgens hat man die freie Auswahl. Aber diese tägliche Sicherheit wird jetzt in Frage gestellt. Vielleicht gehen uns wegen der aktuellen Energiekrise bald die Blumen aus. Diese Ungewissheit zwingt jeden dazu, langfristige Entscheidungen zu treffen.

Was Sie sehen, ist, dass sich der Kontakt zu unseren Kunden seit einigen Monaten 100% verändert hat. Unsere Gespräche gehen plötzlich viel tiefer. Wir setzen uns oft nicht nur mit Einkäufern, sondern auch mit Vorstandsmitgliedern zusammen: Das ganze Unternehmen sitzt zusammen. Sie sollten nicht denken, dass wir dann sofort mit dem Ei des Kolumbus aufwarten. Darum geht es auch nicht. Für uns sind langfristige Vereinbarungen wichtig.

Bei unseren Vereinbarungen mit den Kunden geht es um Gewissheit: Niemand kann auf das Wort "vielleicht" bauen. Wenn wir also sicher sein können, dass wir von unseren Stammlieferanten Blumenzwiebeln bekommen, ist das schön. Genauso wie es für unsere Exporteure schön ist, die Gewissheit zu haben, dass sie ihre Blumen geliefert bekommen. Jeder möchte im Geschäft bleiben, und das zwingt uns, über die Entscheidungen, die wir treffen, nachzudenken. Man braucht Engagement von beiden Seiten, damit man mit der gesamten Kette verbunden bleibt. Langfristige Vereinbarungen bieten Sicherheit für unser Geschäft. Und wir sind für unsere Partner ein stabiler und sicherer Lieferant, der im Sommer wie im Winter Qualität bietet.

In dieser schwierigen Zeit wird viel über Probleme gesprochen. Die Spannung steigt und man merkt, dass man sich in diesen unsicheren Zeiten gegenseitig braucht. Langfristig steht die Blumenproduktion auf dem Spiel. Wenn die Unternehmen weniger Blumen produzieren, schrumpft der Markt. Jetzt, da der Bedarf da ist und die Unternehmen in einer schwierigen Lage sind, findet man heraus, wer sich wirklich für die langfristige Option entscheidet.

Wir sind jung und ehrgeizig und denken gerne in Möglichkeiten. Wenn es ein Problem gibt, werden wir sehen, ob wir es gemeinsam lösen können. Für uns wird jetzt klar, mit wem wir vorankommen können. Daher sehen wir die Probleme auf dem Energiemarkt als eine Chance, bei der man sich gegenseitig helfen kann.

Leider habe ich keinen Einfluss auf den Energiepreis, aber ich habe Einfluss auf den Verbrauch von Energie. Die Energiewende muss also beschleunigt werden, und im Moment heißt es: alle Mann an Deck. In unserem Fall muss man darüber nachdenken, von der traditionellen Beleuchtung, bei der man buchstäblich das Licht anknipst, auf LED umzustellen. Dann bekommt die Lilie in jeder Wachstumsphase die richtige Lichtmenge. Es gibt auch Möglichkeiten, die Wärme im Gewächshaus mit zusätzlichen Energietüchern zu halten. Darüber hinaus werden größere Modifikationen, wie der Einsatz einer Erdwärmepumpe, untersucht.

Ich sehe viele Perspektiven und Möglichkeiten, und das braucht Zeit und Budget. Unter anderem wegen der engen Zusammenarbeit mit unseren Kunden bin ich 100% zuversichtlich für die Zukunft.

Levi Evers (26) ist nach seinem Studium von Horti Technics & Management Miteigentümer von Bredefleur.